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Samstag, 20. März 2010

Qualifizierungsworkshop Zukunft fördern - Die Bedeutung von Geschichten


Gestern habe ich an einem Qualifikationsworkshop des Projekts "Zukunft fördern. Vertiefte Berufsorientierung gestalten" in Kamen teilgenommen. Es diente der Vorbereitung der Durchführung eines Kompetenzfeststellungsverfahrens an unserer Realschule im Herbst des Jahres.

Worum geht es? Hier eine knappe Erläuterung:

"Zielgruppe
Schülerinnen und Schüler an Hauptschulen, Gesamtschulen und Realschulen

Beschreibung
Ablauf des Kompetenzfeststellungsverfahrens

Test zur Berufsorientierung (1. Phase)
Alle Schülerinnen und Schüler der 8. Jahrgangsstufe nehmen an einem Testverfahren teil. Die Art des Verfahrens ist variabel. Die Entscheidung für ein Verfahren sollte vor dem Hintergrund der Schülerklientel getroffen werden. Es kommen Online-Tests, handlungsorientierte Tests sowie herkömmliche schriftliche Tests in Betracht. Für die Durchführung beauftragt die Schule einen externen, spezialisierten Partner, z.B. einen Bildungsträger.

Auswertung der Testergebnisse (2. Phase)
In individuellen Gesprächen mit der zuständigen Lehrkraft werden die Testergebnisse besprochen und hinsichtlich einer weiteren Förderung und in Frage kommender Berufsbilder ausgewertet. Die Fachkräfte der lokalen Agentur für Arbeit können nach Rücksprache eingebunden und/oder informiert werden“.

Die Schülerinnen und Schüler erhalten durch den Test eine erste Orientierung. Anschließend bekommen sie den Auftrag, innerhalb von zwei bis drei Wochen Informationen über ihre Berufswahlempfehlungen zu sammeln, und daraus eine Präsentation zu erstellen. Lehrerinnen und Lehrer sowie Berufsberaterinnen und Berufsberater der Arbeitsagenturen begleiten und unterstützen die Nachforschungen.

Präsentation der Schülerarbeiten (3. Phase)
Schülerinnen und Schüler präsentieren ihre Recherchen im Rahmen von Elternabenden vor Mitschülerinnen und Mitschülern, Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern. Inhalt der Präsentation können Rechercheergebnisse über Ausbildungsbetriebe der Region sein, Strategien auf dem Weg in die Ausbildung oder Inhalte einer bestimmten Berufsausbildung.

Umsetzung
Die Schule meldet sich mit der kompletten 8. Jahrgangsstufe zum Kompetenzfeststellungsverfahren an.
Zur nachhaltigen Stärkung der Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler entwickelt die Schule ein Konzept, das beschreibt, wie sie die Jugendlichen künftig individuell fördern wird (vgl. Chancen NRW - Portal zur individuellen Förderung). Außerdem sorgt die Schule dafür, dass das Kompetenzfeststellungsverfahren in bereits bestehende Berufswahlkonzepte eingebunden wird. Auch ist zu überlegen, wie das Kompetenzfeststellungsverfahren langfristig an der Schule implementiert werden kann.

Förderung
Die Fördersumme für die Kompetenzfeststellung einschließlich der Unterstützung bei der nachhaltigen Implementierung beträgt 5.000 € pro Schule."



Geklärt wurden besonders Finanzierungs- und Terminfragen und es gab ausreichend Gelegenheit, Fragen zu stellen und sich im Kreis der Kolleginen und Kollegen auszutauschen.


Besonderes Highlight der rundum gelungenen Veranstaltung unter der Leitung von Michael Weymanns von der Stiftung Partner für Schule NRW war die Auswahl Michael Hanschmidts als Referent.


Herr Hanschmidt hat meiner Berufsorientierungs-Philosophie einen neuen Aspekt hinzugefügt. Drei Elemente wirken - so die Darstellung - in der Berufsorientierung zusammen:


  • Informationen (Wissen)

  • Geschichten

  • Modelle (Vorbilder)

Unter diesen drei Elementen gelingender Zukunftsorientierung war für mich die Betonung des narrativen Elements der


"Geschichten"


von besonderem Interesse.


Zwar hatte ich mich schon mit der narrativen Dimension im Rahmen der Identitätstheorie von Heiner Keupp beschäftigt, der


Identität als Narration(sarbeit)


denkt und feststellt, dass "Identität wesentlich mit den Mittel der Selbstnarration erreciht wird. Erzählend organisiert das Subjekt die Vielgestaltigkeit seines Erlebens in einen Verweisungszusammenhang. (...) Die narrative Psychologie geht davon aus, dass wir unser ganzes Leben und unsere Beziehung zur Welt als Narrationen gestalten (...), dass wir aber auch die alltäglichen Interaktionen und die Organisation von erlebtem narrativ betreiben." ...

(Heiner Keupp u.a.; Identitätskonstruktionen. Das Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne, Reinbek 2002, S. 207f.)

Oder mit der Methode "Aus Geschichten lernen" von Andreas Gruschka u.a. im Rahmen der Erzieherinnenausbildung auseinandergesetzt. (Vgl. Andreas Gruschka u.a.: Aus der Praxis lernen. Methodenhandbuch für Lehrer und Pädagogen, Berlin 1995)


Den Bezug zur Berufsorientierung habe ich aber so nicht bzw. nicht so hergestellt. Nun finde ich auch in der Literatur Ausführungen, eben weil ich ander(e)s suche.


Etwa im Rahmen der kontextualistischen Theorie der Berufskarriere von Richard A. Young u.a., in: Duane Brown u.a.: Career Choice and Development. Fourth Edition, San Francisco 2002, S. 231ff.

(Die Seiten fehlen leider in der Google-Vorschau, die "Umgebung" ist aber vielleicht von Interesse: http://books.google.com/books?id=U0SZRvNz4S8C&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_slider_thumb#v=onepage&q=&f=false


Für die berufsorientierende Arbeit ist der Gedanke der narrativen Arbeit eine wie ich meine notwendige Ergänzung der Information wie der konventionellen Beratung. Fragt sich nur: Wie kann sie im Schulalltag umgesetzt werden?


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