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Sonntag, 15. August 2010

Theorien der Berufswahl SKL 1.2: Sozial-kognitive Wurzeln


II. Sozial-kognitive Wurzeln: Theorieprinzipien

Doch sehen wir etwas genauer hin: Die SKL setzt an bei der allgemeinen sozial kognitiven Theorie Albert Banduras (Bandura 1986), um kognitive, selbst-regulatorische und motivationale Prozesse beschreiben zu können, die den Berufswahlprozess beeinflussen. Ihr Schwerpunkt liegt also nicht wie bei den Trait- und-Faktor-Theorien auf der „Fest-stellung“, Fixierung von mehr oder weniger festen Persönlichkeitszügen, die dann mittels mathematisch-statistischer Verfahren zu wenigen aussagekräftigen Persönlichkeitsfaktoren zusammengefasst werden, um über solche Profilerstellung Person und Berufe zuordnen zu können.

Die SKL legt ihr Schwergewicht auf die Prozessseite, die relative Dynamik und Situationsspezifik der betrachteten Merkmale, Kennzeichen oder Charakteristiken des Selbstsystems. Die Theorie betrachtet zunächst die Person-Umwelt Interaktion. Ihre Merkmale sind Triadik und Bidirektionalität.

Das heißt 1., es gibt nicht bloß zwei Pole der Interaktion, nämlich Person (persönliche Attribute wie innere kognitive und affektive Zustände und physische Eigenschaften der Person) und Umwelt (externe Umweltfaktoren), sondern drei. Hinzukommt das offene Verhalten (offene, beobachtbare Handlungen).

„Bandura’s position elevates the role of behavior to that of a co-determinant of the causal exchange, arguing that it is primarily through their overt actions that people ‘influence the situations that, in turn, affect their thoughts, affect, and [subsequent] behavior’ (Bandura, 1982, p. 4).” (Lent in Brown 2002, S. 261)

2. Handelt es sich zwischen den Polen um gegenseitige, reziproke Wirkung, vielleicht kann man so weit gehen und von Wechselwirkung sprechen (mir ist nicht klar ob, wann und inwieweit), jedenfalls handelt es sich nicht um einseitige Ursache-Wirkungs-Verhältnisse.

Entscheidend ist es einzusehen, dass Menschen nach Bandura Produzenten und Produkte ihrer Umwelt sind und die Produkte (Handlungen, Symbolzusammenhänge) selbstständige Momente, nämlich den dritten Pol des Wirkungszusammenhanges bilden. (Das erinnert mich an die Ausdruckstheorie Hegels und Diltheys, kann jetzt aber nicht weiter verfolgt werden.)

Wir machen uns / sind also nicht bloß von unseren Kognitionen abhängig, sondern auch von unseren veröffentlichten Kognitionen, seien es bloße Symbole oder Handlungen.

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