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Sonntag, 15. August 2010

Theorien der Berufswahl SKL 1.5: Begabung vs. Fertigkeit

V. Begabung/Fähigkeit vs. Fertigkeit

Die Herausforderungen vermindern sich jedoch, wenn man bedenkt, dass in der Wendung „Begabungen oder Fähigkeiten“ sich ein praktisch gangbarer Weg andeutet. Ohne hier die Theorie wechseln zu wollen füge ich Ergebnisse der Person-Environment-Correspondence-Theory (PEC Theorie) ein. (Vgl. Dawis in Brown 2002, S. 442ff.)

Die PEC Theorie lehnt es ab, mit „skills“ oder dem Fertigkeitskonzept zu arbeiten. Sie setzt also nicht bei dem an, was jemand „kann“, untersucht verwirklichte Begabungen, sondern geht darauf aus nach „Begabungen“ zu fahnden oder Begabungen in den Vordergrund zu bringen, also darauf aus, was jemand „können könnte, wenn sie in die Lage versetzt würde, sich zu erproben“. Übrigens taucht hier wiederum das obige Phänomen auf, dass gerade Schule, Ganztagsschule, Gelegenheit zur Erprobung geben kann, um spielerische und kreative Gelegenheiten zu bieten, welche die Brücke zwischen Begabung/Fähigkeit und Fertigkeit schlägt. Die Differenz ist mithin eine eminent (allgemein-) pädagogische.)

Die PEC-Theorie begreift Fähigkeiten als unentwickelte Fertigkeiten. Über Verfahren, die Fähigkeiten testen, werden wertvolle Informationen über vielleicht noch schlummernde Potentiale gegeben, die den individuellen Berufswahlprozess befruchten können. Man geht heute von vier Fähigkeitstypen aus:

a) Fähigkeiten der Wahrnehmung (Wahrnehmungsschärfe, Geschwindigkeit,
b) Detailwahrnehmung, Formwahrnehmung, Tiefenwahrnehmung oder auch Bewegungswahrnehmung)
c) Kognitive Fähigkeiten (Schnelligkeit und Gewandtheit des Begreifens, Gedächtnisleistung, Schluss- und Urteilsfähigkeit in sprachlicher, numerischer und räumlicher Hinsicht)
d) Motorische bzw. psychomotorische Fähigkeiten (Schnelligkeit, Gewandtheit, Geschicklichkeit und Koordinationsfähigkeit des Muskeleinsatzes)
Affektive Fähigkeiten (emotionale Kontrolle, Empathie, emotionales Mimikry wie etwa im Rollenspiel)

Der Ansatz bei Fähigkeiten hat den großen Vorteil, dass ein Schüler nicht Gefangener seiner Fertigkeiten sein muss, sondern über die Beschäftigung mit seinen Fähigkeiten, Möglichkeiten an die Hand erhält, die es ihm erlauben, seine Potenziale zu erforschen und zu entwickeln.

Wir werden im Herbst Gelegenheit haben, im Rahmen eines Kompetenzfeststellungsverfahrens an unserer Realschule, diesen Weg zu erproben. Ich werde die Ergebnisse hoffentlich in den Herbstferien fertig stellen und hier mitteilen können.

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