Welche Eigenschaften haben
die „individuellen Kräfte“, die einer Person helfen können, ein öffentliches
Selbst auszubilden, das mit ihrem inneren Selbst resoniert, es angemessen zum
Ausdruck bringen kann. Welche Faktoren hindern eine Person daran, ihr Selbst
zum Ausdruck zu bringen?
Warum wiederholen,
reproduzieren Kinder in ihren Berufsvorstellungen die gesellschaftlichen
Ungleichheiten ihrer Eltern, und zwar lange bevor irgendwelche
gesellschaftlichen Barrieren die Verwirklichung ihrer Träume verhindert. Warum
haben Kinder derart verschiedene Bestrebungen, warum auch derart verschiedenen
Erfolg dabei, das Selbst zu entwickeln, das ihnen vorschwebt? Woher kommen
Interessen, Fähigkeiten und andere Bestimmungsfaktoren der Berufwahl einer
Person?
Warum schränken viele Kinder
und Jugendliche ohne Not ihre Berufsvorstellungen ein und opfern die
Verwirklichung ihres einzigartigen Selbst?
Die Theorie hat so die
praktische Aufgabe, unnötigen Selbstbeschränkungen im Verlauf der frühen
beruflichen Entwicklung vorzubeugen.
Selbstbeschränkungen in der
Ausbildung von Berufswünschen fallen nach meiner Wahrnehmung besonders im
Ausschluss von geschlechtsuntypischen Berufen auf. Im Unterricht wie auch in
Veranstaltungen wie dem Girls und Boys Day wird dieser
Tendenz mit dem Ziel einer größeren Offenheit entgegengearbeitet. Dabei sollte
aber nicht übersehen werden, dass in einer offenen Gesellschaft, in welcher der
„Möglichkeitsüberschuss“ an Ausbildungs- und Studienangeboten zunimmt und
allgemein der „Modus des Wählens“ (Gerhard Schulze) die Existenz dominiert,
traditionell-vorgegebenen Zuordnungen wie denen des Geschlechtscharakters von
Berufen als Entlastung zu folgen. Angesichts der Qual des unablässigen
Wählen-Müssens kann es willkommen sein, wenn dem jungen Menschen in der Phase
der Identitätsbildung die Wahl gerade in Person- und Körpernahen Zusammenhängen
abgenommen wird. Nichtsdestoweniger scheint die Überwindung einer einseitigen
Geschlechtsorientierung in der Berufswahl vorteilhaft zu sein. Hierbei gerät
verstärkt auch die dritte Möglichkeit eines Mix von Geschlechtsorientierungen
in den Blick. Die Vorteile androgyner Persönlichkeiten, die männliche und
weibliche Eigenschaften in sich vereinen und auch bewusst pflegen
(„instrumentelle Geschlechtsrollen-Orientierung“, welche „männliche“ Sach- und
Zielorientierte Eigenschaften mit „weiblichen“ auf das Zwischenmenschliche
bezogene Eigenschaften kombiniert) konnte in empirischen Studien gezeigt
werden.
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