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Samstag, 31. Dezember 2011

Gottfredson's Entwicklungstheorie beruflichen Verhaltens 7: Kompromiss und Zusammenfassung


Der Prozess der Berufsfindung als solcher des Eingehens von Kompromissen

Die Zone der annehmbaren Alternativen wird nun abgeglichen mit der externen Realität, so insbesondere dem Angebot des Arbeits- oder Ausbildungsmarktes. Zwei Formen des Kompromisses können unterschieden werden, der antizipatorische Kompromiss, in dem die Hoffnungen mit der wahrgenommenen Realität so ins Verhältnis gesetzt werden, dass die Erwartungen  an die berufliche Zukunft gedämpft werden. Die Einstellung wird realistischer. Problematisch kann der antizipatorische Kompromiss sein, wenn die Wahrnehmung der Realität und der eigenen Möglichkeiten verzerrt ist.
Zweitens der Erfahrungskompromiss, der eintritt, wenn beim Versuch der Realisierung der bevorzugten Berufe Hindernisse auftreten.
Die externen Zwänge des Arbeitsmarktes beschränken nahezu jeden in gewissem Ausmaße. Nur wenige haben unbeschränkte Wahlmöglichkeiten.


Zusammenfassung

Wesentlich ist, dass eine nicht notwendige Einschränkung der beruflichen Möglichkeiten eines jungen Menschen vermieden wird. „The problem in compromise is the failure to come to grips with reality, either by ignoring it or failing to deal with it effectively“ (Gottfredson in Brown 2002, S. 217)

Der schulischen Berufsorientierung erwächst hieraus die Aufgabe, Gelegenheit zu schaffen, in denen die Schülerinnen und Schüler die nötige Selbsterkenntnis erwerben können, und zwar nicht vordringlich in künstlichen Testsituationen, sondern im reichhaltigen Kontakt mit der Realität der Arbeits- und Berufswelt.

Im Sammelband von Steven D. Brown und Robert W. Lent: Career Development and Counseling, Hoboken NJ: Wiley 2005 benennt Linda Gottfredson selbst praktische Herausforderungen ihrer Theorie:

„How can we help adolescents reexamine the merits of childhood choices they now take for granted, but without seeming to denigrate them?
How can we encourage realism in vocational options without quashing hope and opportunity?
And how can we provide clients the complex information they need for identifying and implementing good choices without overwhelming them? (S. 85)

Sie empfiehlt nachhaltige persönliche Reflexion in (Beratungs-) Gesprächen und schriftlichen Übungen; den Aufbau eines Unterstützungs-Netzwerkes; individualisiertes feedback und „real-life models of effective career-related behavior“ (a.a.O., S. 86. Vgl. auch die weiteren Ausführungen, S. 86 bis 98 „Applying the theory: Objectives, strategies, and tools.)

Abschließend soll noch Vernon G. Zunker zu Wort kommen, der in seiner Zusammenfassung der Entwicklungstheorien eine zentrale Forderung der Theorie Gottfredson’s unterstreicht, die mir auch am Herzen liegt:

„Gottfredson’s research underscores the well-known position that career education should begin with the very young. Counselors need to make every effort to empower children to learn more about the work worlds and promote the proposition that each child should feel free to choose any career. Counselors need to be aware of how parental status influences children and social restraints of circumscription  limit their career development.” (Career Counseling. A Holistic Approach, Florence KY: Brooks/Cole 2012, S. 57)

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