Der Prozess der Berufsfindung
als solcher des Eingehens von Kompromissen
Die Zone der annehmbaren
Alternativen wird nun abgeglichen mit der externen Realität, so insbesondere
dem Angebot des Arbeits- oder Ausbildungsmarktes. Zwei Formen des Kompromisses
können unterschieden werden, der antizipatorische Kompromiss, in dem die
Hoffnungen mit der wahrgenommenen Realität so ins Verhältnis gesetzt werden,
dass die Erwartungen an die berufliche
Zukunft gedämpft werden. Die Einstellung wird realistischer. Problematisch kann
der antizipatorische Kompromiss sein, wenn die Wahrnehmung der Realität und der
eigenen Möglichkeiten verzerrt ist.
Zweitens der Erfahrungskompromiss,
der eintritt, wenn beim Versuch der Realisierung der bevorzugten Berufe
Hindernisse auftreten.
Die externen Zwänge des
Arbeitsmarktes beschränken nahezu jeden in gewissem Ausmaße. Nur wenige haben
unbeschränkte Wahlmöglichkeiten.
Zusammenfassung
Wesentlich ist, dass eine
nicht notwendige Einschränkung der beruflichen Möglichkeiten eines jungen
Menschen vermieden wird. „The problem in compromise is the failure to come to
grips with reality, either by ignoring it or failing to deal with it
effectively“ (Gottfredson in Brown 2002, S. 217)
Der schulischen
Berufsorientierung erwächst hieraus die Aufgabe, Gelegenheit zu schaffen, in
denen die Schülerinnen und Schüler die nötige Selbsterkenntnis erwerben können,
und zwar nicht vordringlich in künstlichen Testsituationen, sondern im
reichhaltigen Kontakt mit der Realität der Arbeits- und Berufswelt.
Im Sammelband von Steven D.
Brown und Robert W. Lent: Career Development and Counseling, Hoboken NJ: Wiley
2005 benennt Linda Gottfredson selbst praktische Herausforderungen ihrer
Theorie:
„How can we help adolescents reexamine the merits of childhood choices
they now take for granted, but without seeming to denigrate them?
How can we encourage realism in vocational options without quashing hope
and opportunity?
And how can we provide clients the complex information they need for
identifying and implementing good choices without overwhelming them? (S. 85)
Sie empfiehlt nachhaltige
persönliche Reflexion in (Beratungs-) Gesprächen und schriftlichen Übungen; den
Aufbau eines Unterstützungs-Netzwerkes; individualisiertes feedback und
„real-life models of effective career-related behavior“ (a.a.O., S. 86. Vgl.
auch die weiteren Ausführungen, S. 86 bis 98 „Applying the theory: Objectives,
strategies, and tools.)
Abschließend soll noch Vernon
G. Zunker zu Wort kommen, der in seiner Zusammenfassung der
Entwicklungstheorien eine zentrale Forderung der Theorie Gottfredson’s
unterstreicht, die mir auch am Herzen liegt:
„Gottfredson’s research underscores the well-known position that career
education should begin with the very young. Counselors need to make every
effort to empower children to learn more about the work worlds and promote the
proposition that each child should feel free to choose any career. Counselors
need to be aware of how parental status influences children and social
restraints of circumscription limit
their career development.” (Career Counseling. A Holistic Approach, Florence KY :
Brooks/Cole 2012, S. 57)
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